Die Räucherstäbchen brannten ein bisschen in meiner Lunge aber ich ließ mich nicht beirren.
Ich würde meditieren - komme was da wolle.
Und spätestens nach meiner Erleuchtung wären alle meine Probleme verschwunden, ich wäre glücklich und würde in meiner Transzendenz sanft und wohlwollend durch die Welt schweben.
Und dann würde ich nur noch weiß tragen, mich absolut gesund ernähren und ..
Ach Mist, ich darf ja nicht denken, dachte ich und kehrte mit der Aufmerksamkeit zum scharfen Schmerz in meinem Rücken zurück.
So herumzusitzen ist nicht gerade rückenfreundlich, dachte ich. Ach so.. Nicht denken! Jetzt!
Ich öffnete heimlich ein Auge um zu sehen, wie lange denn jetzt die Erleuchtung schon auf sich warten ließ. Es mussten Stunden sein!
6 Minuten waren vergangen.
Aller Anfang ist schwer
So ungefähr sahen meine ersten Gehversuche in der Meditation aus.
Ich wusste nicht wirklich wie ich an die Sache herangehen könnte und startete in der üblichen Manier mit meditieren etwas erreichen zu wollen (und zwar schnell!).
Begleitet von ständig plappernden Gedanken und harscher, innerer Selbstkritik erreichte ich durchaus etwas - ein Gefühl des Versagens.
Den Einstieg erleichtert haben mir letztendlich geführte Meditationen, die ich, im Bett liegend, zur Entspannung gehört habe.
Ich lernte ganz nebenbei meinen Geist mehr zu sammeln (die Stimme und Geräusche des Audios im Ohr und sonst nichts) und meine Aufmerksamkeit gezielt auf Körper- und Atemwahrnehmung zu fokussieren.
Ein paar Mal erreichte ich so tatsächlich mühsam einen Zustand, der unbeschreiblich war. Leicht und weit und wunderbar! Da wollte ich hin! Das muss so bleiben - dachte ich. Und ZACK die Gedanken waren wieder da.
Lästig, wie ein wildes Äffchen turnten sie durch meinen Kopf.
Manchmal schoss ich immer noch wie ein Pfeil hoch von meinem Platz, weil sie mich so quälten und unablässig ihr Geschrei über mich ergossen.
Irgendwie konnte ich es nicht, das mit der Gedankenleere. Ich war starr und wollte mit dem Kopf durch die Wand...
Meditation ist das Gegenteil von Streben
Viele, viele Menschen glauben, mit Meditation etwas erreichen zu müssen. Gedankenleere. Erleuchtung. Transzendenz. Spacige Erfahrungen. Antworten. Entspannung.
Aber der Geist ist gewitzt. Er entzieht sich Deinem Zerren und Schubsen. Er lacht darüber und schickt Dir das nächste Gedankenkarussel, das Dich beschäftigen wird, so lange Du steif und sturköpfig auf Deiner Matte sitzt.
Erst wenn Du lernst, nicht zu wollen, zu sitzen und nur zu SEIN. Zu atmen und bewegten Geist nur zu beobachten. Zu lassen. Aufrecht und dennoch weich und beweglich zu sitzen.
Dann ganz plötzlich geschieht der Switch.
Raum öffnet sich.
Weite und Klarheit atmen Dich.
Lächeln geschieht.
Und weißt Du was? Du hast dann immer noch Gedanken. Sie gehen nicht. Aber sie verbinden sich mit dem Herzen.
Der Verstand ist die Ehefrau des Herzens...
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